Heimatverein bereitet Ausstellung über besondere Pflanzen vor
von Jan Schneeberg
Als Tönjes Bley im Alter von 51 Jahren auf der Insel Borkum starb, notierte der Pastor der evangelisch-reformierten Kirchengemeinde Wessel Brons Knotterus in das Sterberegister: „ Tönjes Bley, Examtsvogt, Ehegatte der Occeline Posthma, starb am 10. Mai 1835 des Mittags um 12 Uhr an einer Lungenlähmung als Folge von Asthma und wurde seinem Wunsche gemäß mit seinem eigenen Pferd und Wagen, von einigen Personen gefolgt, nach den Nordwestdünen gefahren und daselbst in der Nähe der große Kape begraben.“
Wer war dieser Mann, der selbst im Tode keine Gemeinschaft mit seinen Widersachern, den Insulanern, haben wollte und bestimmte, dass er bei den Heimatlosen auf dem sogenannten „Drinkeldodenkarkhoff“ beigesetzt wurde? Ein starker Walknochen mit einer Inschrift soll auf seiner Ruhestätte gewesen sein und später habe hier sogar ein eisernes Kreuz gestanden berichteten ältere Borkumer. Im Archiv des hiesigen Heimatvereins werden auch die Jahrbücher der „Emder Gesellschaft für Kunst und vaterländische Altertümer“ aufbewahrt und hier findet sich ein Artikel von Jan van Dyken, der umfangreich Auskunft gibt über Werk und Leben des Borkumer Vogtes.
Der 1784 in Berlin geborene Tönjes Bley gehörte einer ostfriesischen Familie an, die in ihrer Heimat hohes Ansehen genoss und als Rentmeister, Amtmann oder Jurist in den Beamtenlisten festgehalten sind. Er selbst wurde Zollbeamter mit der Amtsbezeichnung „Zollvertificator“ und kam nach Emden. Weil er schon damals schwer unter Atembeschwerden litt, ließ er sich mit Rücksicht auf seinen Gesundheitszustand nach Borkum versetzen und bekleidete hier den Posten eines Amtsvogtes, eine von der Obrigkeit eingesetzte Person, welche die Steuergesetze und andere Erlasse zu kontrollieren hatte und damit nicht gerade bei den Inselbewohnern beliebt war.
Um 1703 kamen sogenannte „Dünenmeyer“ aus den Niederlanden auf die ostfriesischen Inseln, die es verstanden, Sandfänge aus Rohr und Sträuchern zu errichten. In amtlichen Schreiben heißt es, dass man sich aber überzeugen müsse, dass sie wenig nützten, jedes Jahr erneuert werden müssen und „Ansehnliches“ kosten. Der „Deichcommisair“ Bley habe aber großen Erfolg erzielt, teils durch Helmpflanzen und Säen, teils durch Anpflanzungen von Buschwerk, wie Bitterweide und Seestrandsdorn, die durch Ableger, Stecklinge und Wurzelbrut von der Insel Borkum nach anderen Inseln verpflanzt wurden. Diese Methode überzeugte auch die Stände und zuständigen Kammern, die 1794 eine größere Summe für die außerordentlichen Verbesserung bewilligten.
Zwei Jahre vor seinem Tod verfasste Tönjes Bley „ein Handbuch zur Kenntnis der im Fürstentum Ostfrieslands wildwachsenden und im freien Felde kultivierten phanerogamischen Gewächse“. 1859, vierzehn Jahre nach dem Tod des Verfassers, beurteilte H. C. van Hall, Professor der Landwirtschaft in Groningen, die Arbeit sehr wohlwollend:“ Soo ver ik de zaag kan nagaan, schynt my dese Flora zorgvuldig uitgewerkt …“. Aber ein Unstern waltete über Tönjes Bleys Werk und Leben. In der Literatur finde man so gut wie nichts über ihn, schreibt Jan van Dyken.
Bekannte Botaniker, wie Carl Noeldeke und Franz Buchenau verschwiegen seine Ausarbeitungen oder nannten sein Manuskript unzuverlässig. Wahrscheinlich wäre Tönjes Bley heute ganz vergessen, wenn Jahrzehnte später versierte Wissenschaftler sich nicht intensiv mit seiner Person und seinem Werk beschäftigt hätten. Zuerst der Heimatforscher Friedrich Sundermann und besonders im Jahre 1919 Otto Leege, der das Manuskript abschrieb und urteilte:
„ Ich halte die Arbeit Bleys für eine wirkliche Tat, und auf seinen zahllosen Wanderungen hat er reiches Material zusammengetragen, dessen Ergebnisse sich zum größten Teil mit denen späterer Forscher decken.“
Tönjes Bley hinterließ außer der Ausarbeitung über die Flora Ostfrieslands auch ein Herbarium, eine Sammlung getrockneter Pflanzen. Beide Werke befanden sich nach seinem Tode bis zum Jahr 1884 im Besitz seiner Tochter und wurden dann dem Gymnasium in Emden übergeben. Durch die Kriegseinwirkungen sind sie im 2. Weltkrieg verloren gegangen.
Auf dem Dachboden des sogenannten „Toornhuus“ lagert seit vielen Jahren ein Herbarium, angelegt zwischen 1877 bis 1891, das nach Auskunft des „Naturwissenschaftlichen Vereins“ in Bremen dem Arzt Jochen Dreier zugeordnet werden kann, der zusammen mit dem bekannten Botaniker Franz Buchenau die Kenntnisse über die Borkumer Pflanzenwelt in verschiedenen Fachzeitschriften publizierte. Hinzu kamen in den letzten Jahren weitere Herbarien von verschiedenen bekannten Personen. So entschloss sich eine kleine Arbeitsgruppe im Heimatverein zur Planung und Durchführung einer Ausstellung „over Börkumer Planten“ die zum Jahresende „in de Bönkamer“ des Museums „Dykhus“ gezeigt werden soll.